Was ist Arbeit?
Um unseren Arbeitsbegriff von der marxistischen und kapitalistischen Begrifflichkeit abzugrenzen, möchten wir erst einmal klarmachen, dass sich Arbeit nicht nur auf Tätigkeiten beschränkt, bei der natürlich vorkommende Ressourcen verändert werden, oder auf sogenannte produktive Arbeit, bei der ein Mehrwert in Form von Gewinnen erwirtschaftet wird, aber auch nicht auf reine entlohnte Arbeit. Wenn dem so wäre, hätten die bekanntesten Vertreter der Volks- und Betriebswirtschaftslehre – Karl Marx, Adam Smith – in ihrem Leben kaum etwas gearbeitet. Denn Denken zählt in deren Begrifflichkeit nicht dazu. Auch die Millionen sogenannter ehrenamtlich arbeitenden oder mit Hausarbeit und Kinderbetreuung beschäftigten Menschen hätten nie etwas Produktives geleistet, denn ihre Arbeit wird weder entlohnt, noch lässt sie sich mit Gewinn verwerten. Wie kommt es also, dass es Menschen gibt, die in ihrer Arbeit aufgehen, die bei ihrer Arbeit Freude empfinden, die gerne arbeiten?
Menschen arbeiten nur aus vier Gründen
1. Zwang im weitesten Sinne
Um den Lebensunterhalt zu bestreiten, um in Sklaverei, um am Leben zu bleiben, wegen gesellschaftlichem Druck (wer nicht arbeitet, soll auch nichts essen oder Müßiggang ist aller Laster Anfang usw.), wegen Aufräumarbeiten nach Katastrophen oder im Vorfeld, um solche zu verhindern, und was sonst noch so alles getan werden muss, um das Leben aufrechtzuerhalten, oder weil sie süchtig sind.
Wir sehen also, es kommt darauf an, ob wir etwas freiwillig machen, oder ob wir dazu gezwungen werden oder uns selbst dazu zwingen. So kann das Hobby schnell zu einem Zwang werden, wenn es zum Zweck des Lebensunterhalts ausgeübt werden muss. Was manchen Menschen Spaß macht (Kindererziehung / Dressur von Tieren) kann von den „Bespaßten“ als Zwang angesehen werden.
2. Anerkennung im weitesten Sinne
Lob oder Anerkennung durch andere Menschen, Selbstzufriedenheit/Stolz etwas gemacht zu haben, das ich mir selbst nicht zugetraut hätte, oder das ich selbst gut finde
3. Neugierde im weitesten Sinne
Forschung, kindliche Neugierde, Spieltrieb, Erkenntnisgewinn
4. Wille zur Gestaltung im weitesten Sinne
Künstlerische Betätigung, Gartenarbeit, Veränderung/Verschönerung/Erhalt von Dingen, politische Betätigung, Kindererziehung / Dressur, Weitergabe von Information
Für alle vier Gründe gilt der Satz von Peter Kropotkin: „Eine zukünftige Gesellschaft muss die Idee des Entlohnens der Arbeit aufgeben. Es bleibt nur eins: Die Bedürfnisse über die Leistung zu stellen.“
Das heißt:
• wir dürfen es keinem Menschen erlauben, dass er das Bedürfnis nach Lebenserhaltung ausnutzen darf, durch welche Art des Zwanges auch immer
• wir selbst sind das Maß der eigenen Anerkennung
• wir dürfen es nicht hinnehmen, wenn unsere Neugierde eingeschränkt werden soll
• unser Bedürfnis nach Gestaltung findet nur dort seine Grenzen, wo wir unsere gemeinsame Umwelt und Zukunft gefährden.
Wir alle sind Menschen, auch wenn wir nicht arbeiten!
Macht Euch die Arbeit und denkt mal darüber nach.
Wir freuen uns auf eventuelle Rückmeldungen.
Unser Buchtipp zum Thema: Ludwig Unruh – „Hauptsache Arbeit?“