Marius Jacob – Die Arbeiter der Nacht
Ein Comic über das Leben des Anarchisten Marius Jacob: Aus Armut heuerte Alexandre Marius Jacob (1879–1954) schon als Kind als Schiffsjunge an und sah dadurch die ganze Welt. Während der harten Arbeit auf See entwickelte er eine starke anarchistische Überzeugung. Zurück in Frankreich engagierte er sich in der Arbeiterbewegung. Doch Zeitungen, Propaganda und Druckereien benötigten viel Geld, so entstand die Idee des «wissenschaftlichen Einbruchs». Mit Recherche, Statistik und modernsten Einbruchstechniken machte sich die von der Presse als «Arbeiter der Nacht» bezeichnete Bande auf, um die Bourgeoisie um ihre Reichtümer zu erleichtern. (Verlagstext)
Ein sympathischer Bursche, dieser Marius Jacob: Arbeit gefällt mir, aber ich hasse es, für einen Hungerlohn Blut zu schwitzen. Alle Menschen haben das Anrecht auf das Bankett des Lebens. Dass Arbeit zur Zeit der Belle Epoque für die einfachen Leute finstere Schinderei ist, erfährt er schon als Schiffsjunge. Von Jules Vernes Romanen inspiriert, möchte er die Welt kennenlernen. Schnell lernt er, dass Verne in seinen schönen Reiseerzählungen einige Dinge ausgelassen hat: die Schinderei, die sklavenartigen Verhältnisse und die Rechtlosigkeit der Matrosen.
Mit viel Finesse geht Jacob daran, sich seinen Lebensunterhalt anderweitig zu verdienen. Im Stil des Hauptmanns von Köpenik räumt er die Asservatenkammer der Marseiller Polizei aus und erbeutet kistenweise Wertsachen und Bargeld. Er gründet eine Eisenwarenhandlung, lässt sich alle modernen Tresore aus den USA zur Ansicht schicken und übt, wie er sie knacken kann. Er leert mit seinen Leuten die Häuser der Reichen an der Côte d’Azur und verliert seinen Humor auch dann nicht, wenn er erwischt wird, und sich vor Gericht verantworten muss. Wo er Pater Marcel zur Erheiterung der Prozessbesucher daran erinnert, dass er in der Kirche nicht nur Wertsachen, sondern auch die Sammlung erotischer Bilder erbeutet hat, die der Pfarrer unter seinem Bett versteckt hatte.
Die Zeichnungen von Chemineau sind sehenswert, und dass Matz spannende Szenarien entwickeln kann, weiß man aus Alben wie Josef Mengele. Marius Jacob ist ein Comic, der sich ebenso spannend wie vergnüglich liest und garantiert für gute Laune sorgt. Und obwohl Maurice Leblanc es immer abgestritten hat, geht man davon aus, dass das Leben von Marius Jacob ihm die Idee für seine Romane um den Meisterdieb Arsène Lupin gegeben hat.
Léonard Chemineau, Matz: Marius Jacob – Die Arbeiter der Nacht
Aus dem Französischen von Anna Baer
128 Seiten, gebunden, 25,- Euro, bahoe, ISBN 978-3-903478-07-7
(Mehr politische Comics im Comickunst-Blog.)